Wellholz wird buddhistische Gebetsrolle

(Schwarzwälder Bote 21.10.02)

Lothar Lempp sucht beim Club Känguruh seine Sachen / Vom Schubladenmann bis zur Fahrradreifenraupe

St.Georgen. Der Multifunktionelle Raum im Haus der Vereine war zum Abschluss des Tages der offenen Tür Schaubühne für eine Vorstellung der etwas anderen Art. Die Macher des " Club Känguruh " präsentierten mit Lothar Lempp und seinem Programm " Sachen suchen " einen Comedy-Typen, der mit seinen schrägen Gedankengängen einiges an Überlegung von den Besuchern abverlangte. So sinnierte er anfangs darüber, warum auf einem Brikett die Bezeichnung "Union" nur im Spiegel als solche zu erkennen ist.

Aus dem Ergebnis seiner Überlegungen erkennt Lempp die Notwendigkeit, dass den etwa 100000 täglich verwendeten Gebrauchsgegenständen zu neuem Ansehen verholfen werden muss. Er beginnt mit der Suche.

Die gestaltet sich zu einer wahren und Odyssee. Lempp taucht in eine Kiste, klappt sie über sich zu und verschwindet scheinbar in einer Zauberwelt. Die Besucher ahnen nur aufgrund der Geräusche aus den Kiste, dass sich der Suchende durch einen Tunnel und nach dem Austritt aus diesem in Richtung Meer bewegt, dabei Pferdefuhrwerken, vorbeirasenden Autos sowie singenden Meerjungfrauen begegnet, bevor der mit einem Gurgeln im Meer verschwindet.

Aus diesem und der Kiste taucht er nach erfolgreicher Suche stolz mit dem Gegenstand seines Begehrens, einem Zollstock, auf.

Lempp beherrschte es, Geräusche nachzuahmen, erweckte skurrile Gestalten zum Leben, funktioniert Gegenstände um und erzeugt mit einfachsten Mitteln wundersame, fremd anmutende Töne. So zeigt er unter anderem die Schwierigkeiten von Herren Schuber, einem Schubladenmann, einen Öffner für seine Erdnussbüchse zu finden, macht seine Fahrradreifen-Raupe deutlich, warum er nun nicht mehr Fahrrad fahren kann, eine finstere Lichtgestalt wird erst erleuchtet, als sie die Steckdose im eigenen Kopf entdeckt.

Als Erfinder des IMOP - des interaktiven Mensch-Objekt-Projekts - funktioniert Lempp während des IMOP-Rituals eine Wellholz zur buddhistischen Gebetsrolle um, der Telefonhörer dient als Weihrauchkessel, ein Schneebesen verstreut das Weihwasser. Lempp, sowie die Gegenstände fühlen sich nach dem Ritual derart erbaut, dass sie sich neuen Höhenflügen zuwenden. Ergebnis ist die IMOP-Oper, die eigentlich für sich schon Abendfüllend wäre.

Wie Lempp in die verschiedenen Rollen des Königs, seiner Frau, des stummen Narren und des Weisen schlüpft, 263 Sänger, einer Big-Band sowie zehn weitere Gruppen und 35 zu Cheer-Leadern hochgestylten Putzfrauen vorgaukelt, nur um eine simple Kloverstopfung zu erklären, ist wirklich beeindruckend. Mit raffinierter Technik und gekonnter Pantomime machte Lempp das Problem deutlich. Dass in er aber meistens mit einfachen Mitteln auskommt, beweist er zum Schluss mit dem einen klassischen japanischen Film entnommenen " Plastik-Flaschen-Harakiri ". Absolut IMOP-mäßig.

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